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Die digitale Welt am Wendepunkt – wie lange trauen wir uns noch zu posten?

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Die digitale Welt, wie wir sie kennen, steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Plattformen, die bisher vor allem zum Netzwerken, Wissensaustausch und zur beruflichen Präsentation dienten, werden zunehmend zu Datenquellen für Künstliche Intelligenz (KI). Die Frage ist, wie lange Nutzerinnen und Nutzer noch unbedacht Inhalte posten, wenn klar wird, wie ihre Daten genutzt werden.


LinkedIn und KI-Training: Bedenken der Datenschutzbehörde


Die niederländische Datenschutzbehörde Autoriteit Persoonsgegevens (AP) hat große Bedenken geäußert zu den Plänen von LinkedIn, Daten europäischer Nutzerinnen und Nutzer für das Training von KI-Systemen zu verwenden (Quelle). Betroffen sind nicht nur Profildaten, sondern auch von den Nutzern verfasste Inhalte, Gruppenaktivitäten und Feedback. Private Nachrichten sowie Daten von Minderjährigen sollen laut LinkedIn nicht einbezogen werden. Die AP warnt jedoch, dass viele Menschen nicht wissen, dass ihre öffentlichen Daten in KI-Modelle einfließen könnten.


Monique Verdier, stellvertretende Vorsitzende der AP, erklärt: „Sobald diese Daten in einem KI-Modell enthalten sind, verliert man die Kontrolle: Sie lassen sich nicht einfach wieder entfernen, und die Folgen sind schwer absehbar.“ Besonders sensibel sei dies bei Daten über Gesundheit, Ethnie, Religion oder politische Einstellungen.


Nutzerinnen und Nutzer haben Zeit bis 3. November


Wie Tweakers und die AP berichten, haben europäische LinkedIn-Nutzerinnen und -Nutzer bis zum 3. November 2025 Zeit, ihre Einstellungen anzupassen. Dies ist über ein spezielles Opt-out-Formular von LinkedIn möglich.


Vertrauen unter Druck


Diese Entwicklung stellt das Vertrauen in soziale Plattformen auf eine harte Probe. Was einst ein Ort für professionelles Netzwerken war, wirkt zunehmend wie eine Maschine zur Datensammlung und KI-Trainingsquelle. Das könnte dazu führen, dass Menschen zögern, überhaupt noch Inhalte zu veröffentlichen – aus Sorge, dass ihre Beiträge in KI-Modellen landen oder anderweitig verwendet werden.


Das größere Bild


Der Fall LinkedIn ist kein Einzelfall. Immer mehr Tech-Unternehmen nutzen öffentliche und nutzergenerierte Daten, um KI-Systeme zu verbessern. Damit verwandelt sich das Internet schrittweise von einem interaktiven Raum zu einer gigantischen Datenquelle. Führt das dazu, dass Menschen sich zurückziehen und weniger offen kommunizieren? Oder zu einer stärker kontrollierten Online-Präsenz?


Ist das genau das, was gewollt ist?


Ob es sich um eine zufällige Entwicklung oder eine bewusste Strategie handelt, ist unklar. Wenn Menschen aber Angst bekommen, online frei zu posten, könnte das den öffentlichen Diskurs und den Wissensaustausch tiefgreifend verändern. Vielleicht ist genau das das Ziel mancher Akteure: eine digitale Welt, in der wir weniger offen teilen, aber immer mehr Daten preisgeben – ohne es zu merken.

 
 

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